„Freimaurerinnen und Frauenlogen im 21 . Jahrhundert – Sinn und Zweck, Anspruch und Ziele.“

Freimaurerei ist längst kein reiner Männerbund mehr und erst recht kein Geheimbund, auch wenn es in den Logen diskret zugeht und Verschwiegenheit geübt wird – nicht aber Geheimniskrämerei. Es gibt Männer-, Frauen- und gemischte Logen. Alle sind im Internet zu finden und teilweise auch in den sozialen Netzwerken vertreten. Freimaurerinnen verstehen sich als Mitglieder einer Werte-, Ritual- und Diskursgemeinschaft, die heute wichtiger ist denn je. Humanität und Toleranz, Tugenden wie Wohlwollen, Achtsamkeit und Kritikfähigkeit sind in unserer Gesellschaft nicht selbstverständlich. Angesichts von Krisen und Konflikten, religiösem Fanatismus und gewaltbereitem Extremismus, Pauschalurteilen und Hass-Kampagnen ist es dringend nötig, sich mit den humanistischen Werten auseinanderzusetzen, auf deren Grundlage Demokratie und Menschenrechte sich entwickelt haben. In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Wie können wir dazu beitragen, dass kulturelle, religiöse und individuelle Unterschiede bereichernd werden statt bedrohlich? Unsere Frauenlogen sind Stätten der Begegnung, in der wir uns auf der Grundlage von Erfahrung, Wissen, Bildung und zugewandtem Interesse am jeweiligen Gegenüber und an der Andersdenkenden mit derartigen Sinnfragen befassen. Ziel ist nicht, eine allgemeingültige Antwort zu finden, sondern vielmehr, eine Form der Auseinandersetzung zu pflegen, die den Rahmen für echten, intensiven und freimütigen Austausch, für Entwicklung und ständiges Dazulernen schafft.

In Deutschland haben Frauen die Freimaurerei zwar erst relativ spät für sich entdeckt, dann aber schnell eine große inhaltliche Kompetenz und Dynamik entfaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die erste Frauenloge gegründet, teils mit Hilfe von Männerlogen, teils gegen ihren Widerstand. Mittlerweile gibt es bundesweit 25 Frauenlogen im Dachverband der Frauen-Großloge von Deutschland. Sie pflegen intensive Kontakte zu anderen freimaurerischen Verbänden in Europa und darüber hinaus.

Den Vortrag hält: Sylvia Gräber, Journalistin, Autorin, Sprecherin, Medien- und Stimmtrainerin; Vorsitzende (MvSt) der Freimaurerinnenloge Perpendiculum in Münster, Mitglied im erweiterten Vorstand der Frauen-Großloge von Deutschland (Großrednerin); Freimaurerin seit 1999.

Die Referentin: Sylvia Gräber
Die Referentin: Sylvia Gräber

 

Ankündigung in der NWZ

Jetzt: Bericht über die Veranstaltung in der Nordwest Zeitung (NWZ ONLINE)

Zwischen Geheimnis und Öffentlichkeit – Großer Gästeabend zu diesem Thema

Großer Gästeabend der Sankt Johannisloge „Zum Goldenen Hirsch“ am 9. Oktober 2015

ZGH_Dr_Poehlmann_05
Hanspeter Teetzmann eröffnet den Abend

Am 9. Oktober 2015 fand in unserem Logenhaus im Scheideweg 124 (Ecke Eßkamp) ein öffentlicher Gästeabend mit dem Thema Zwischen Geheimnis und Öffentlichkeitstatt. Der Münchner Theologe Dr. Matthias Pöhlmann referierte über dieses Thema aus der Sicht eines evangelischen Theologen, wobei er auch die Positionen anderer Konfessionen aufzeigte.

ZGH_Dr_Poehlmann_04
Dr. Matthias Pöhlmann

Dr. Pöhlmann stellte fest, dass sich das Erscheinungsbild der deutschen Freimaurerei verändert. Ob Bücher, Internetseiten, Blogs oder soziale Medien – die Logen suchen verstärkt die Öffentlichkeit. Und doch bleibt ein für Außenstehende unzugängliches Geheimnis. Worin bestehen freimaurerische Überzeugungen?

ZGH_Dr_Poehlmann_02
Interessiertes Publikum

Wie verhalten sich die Logen zur Religion? Und wie stehen die christlichen Kirchen zur  sog. „Königlichen Kunst“? Der Vortrag hat sich mit diesen und anderen Fragen befasst. Das interessierte Publikum bestand neben Freimaurern aus sehr interessierten Damen und Herren, die im Anschluss reichlich Fragen an den Referenten, Dr. Matthias Pöhlmann, und den Logenmeister, Hanspeter Teetzmann, stellten. ZGH_Dr_Poehlmann_03Nach dem Vortrag wurde im Clubraum der Loge in kleineren Gruppen angeregt weiterdiskutiert. Dabei stellte sich heraus, dass man sich mehr Informationsveran-staltungen wie diese wünsche. Die Johannisloge „Zum Goldenen Hirsch“ wird deshalb an jedem zweiten Dienstag eines Monats ihr Logenhaus um 20:15 Uhr für interessierte Herren öffnen. ZGH_Dr_Poehlmann_01Gerne können Sie sich auch unter der E-Mail-Adresse sekretaer@freimaurer-oldenburg.de zum nächsten Termin anmelden.

Theodor Merzdorf

Merzdorf, Johann Friedrich Ludwig Theodor

Bibliothekarmerzdorf2

* 25. 8. 1812 Leipzig, † 21. 3. 1877 Oldenburg, zuletzt Oberbibliothekar in Oldenburg

Mitglied der Loge ,,Apollo“ in Leipzig, später Zugeordneter Meister der Loge „Zum Goldenen Hirsch“ Oldenburg. Forscher und Schriftsteller maurerischer Fragestellungen und Zusammenhänge. Er verfasste zahlreiche aufschlussreiche Schriften zu freimaurerischer Numismatik, zu Lessings „Ernst und Falk“, zur Geschichte der Freimaurerbruderschaft in Schottland und im Lande Oldenburg. Er war Mitredakteur der freimaurerischen Zeitschrift ,,Latomia“ und ein Hauptmitarbeiter der der Lenningschen Enzyklopädie in zweiter Auflage. (Nach [1])

Merzdorf erhielt eine gymnasiale Schulbildung in Grimma und Leipzig. Während des Philologiestudiums in Leipzig regelmäßig Tätigkeit im Bereich “Ordnung und Verzeichnung von Privatbibliotheken” und Praktika sowohl in der Universitätsbibliothek Leipzig als auch der Kgl. Bibliothek Dresden.

„Die Edition des „Hymnum in Iovem” des Cleanthes und die Vorlage gedruckter Bücher-kataloge als Ergebnis der Praktika bewirkten die Verleihung des Grades eines Doktors und Magisters der Philosophie am 6. 5. 1839 ohne Examen”.[2]

Ab April 1841 Tätigkeit an der Großherzoglichen öffentlichen Bibliothek in Oldenburg (Revision und Neuordnung des zu der Zeit mehr als 48.000 Bände umfassenden Bestandes).

„Die seit 1792 gewachsenen und in je 6 alphabetischen und systematischen Teilkatalogen verzeichneten Teilbestände waren zu einer einheitlichen, systematisch angelegten Aufstellung umzugruppieren und in einem der Aufstellungssystematik entsprechenden Standortkatalog sowie einem einheitlichen alphabetischen Katalog zu verzeichnen.

Mit diesem Auftrag begann M.s lange und erfolgreiche Tätigkeit an der Bibliothek in Oldenburg, die er erst „1877 als Oberbibliothekar infolge eines plötzlichen Herztodes im Dienst beenden” [wird].[2]

„Neben Arbeiten zur deutschen Literatur, durchweg Quelleneditionen, und

Beiträgen zur Allgemeinen Deutschen Biographie publizierte M. besonders umfangreich zur Geschichte und zu Problemen der Freimaurerei. Durch Vermittlung seines Vaters war er 1834 Mitglied der Loge „Apollo“ zu Leipzig geworden. 1842 hatte er sich der Loge „Zum goldenen Hirsch“ in Oldenburg angeschlossen, als deren Sekretär und Archivar er eine Geschichte der Freimaurerlogen im Herzogtum Oldenburg verfasste (1852).

…[Die] Bedeutung der Freimaurerei für M.s Leben und M.s angesehene Stellung in der Freimaurerei [ist] auch daraus abzulesen, daß mehr als die Hälfte seines 167 Nummern umfassenden Œuvres sich auf die Logen bezieht und dass er zwischen 1860 und 1873 als Mitherausgeber für zehn Bände der freimaurerischen Zeitschrift „Latomia“ tätig war.”[2]

Einige Schriften von Br. Merzdorf:

Die Geheimstatuten des Ordens der Tempelherren, Halle 1877.

Über Br. G. E. Lessings „Ernst und Falk“.

Die Denkmünzen der Freimaurerbrüderschaft.

Bibliothekarische Unterhaltungen, 2 Bde., Oldenburg 1844-1850.

Weiteres von Br. Merzdorf in der Deutschen Nationalbibliothek.

[1]Lennhoff/Posner/Binder, Internationales Freimaurerlexikon, überarbeitete und erweiterte Neuauflage der Ausgabe von 1932, Herbig Verlagsbuchhandlung München, 2000

[2] Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg hg. v. Hans Friedl, Wolfgang Günther, Hilke Günther-Arndt, Heinrich Schmidt im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft, Isensee Verlag Oldenburg 1992.

Geschichte der Freimaurer in Oldenburg

Die Logengeschichte im Spiegel der Zeitgeschichte

In Oldenburg treten die Freimaurer erstmals 1752 an die Öffentlichkeit. In der Loge „Zum Goldenen Hirsch” selbst wird seit 1776 gearbeitet. Damit ist die Loge eine der ältesten kulturellen Vereinigungen der Stadt. Auch wenn sie sich traditionsgemäß stets im Hintergrund gehalten hat, so haben seitdem doch viele ihrer Mitglieder an der Gestaltung des öffentlichen Lebens in der Stadt entscheidend mitgewirkt. Dies geht unter anderem daraus hervor, dass die Stadt Oldenburg mehr als 21 Straßen nach Oldenburger Freimaurern als Anerkennung für deren besondere Verdienste um das Gemeinwohl benannt hat. Auch heute sind Männer aus allen Gesellschaftsschichten und jeden Alters in der Loge „Zum goldenen Hirsch” vereinigt. Wir Mitglieder der Freimaurerloge „Zum Goldenen Hirsch”, die wir uns untereinander Brüder nennen, gehören zur Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, dem christlich ausgerichteten Freimaurerorden, der seinen Sitz in Berlin hat und im Jahre 1770 unter dem besonderen Protektorat Friedrichs des Großen gegründet wurde.

1748 – 1776

Seit 1667 ist Oldenburg

unter dänischer Herrschaft. 1748 erhält Adam Lewin von Witzleben (der Jüngere) von der Großen National-Mutterloge „Zu den Drei Weltkugeln“ die Genehmigung zur Gründung einer Loge in Oldenburg. Sie wird am 6.12.1752 gegründet und trägt den Namen „Abel“. Mitglied ist auch der damalige Stadtsyndikus Anton Wilhelm von Halem.

1752 arbeitet die Loge im Hause Lange Straße 89, Haus tom Dieck, später Mehrens.lange89_a

1762 hat die Loge „Abel“ 51 Mitglieder, aus diesem Jahr stammt auch ihre letzte überlieferte Nachricht . Arbeitsstätte ist zu dieser Zeit Haus Graeper in der Langen Straße.

1773 geht die dänische Herrschaft über Oldenburg zu Ende, Friedrich August wird Herzog von Oldenburg.  Am 27. März 1776 wird die Loge „Zum Goldenen Hirsch“ mit Patent der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, Berlin gegründet.

1777 – 1785

Nach der Gründung

arbeitet die Loge in der Langen Straße 44 im Hause des Weinhändlers Breithaupt.markt2_a

Logenmeister ist von 1776 bis 1783 der Landjägermeister Detlef Rudolph Hinrich von Linstow.

1777 ist die Arbeitsstätte der Loge im Hause Dehlbrügge, Markt 2.

1785 wird Peter Friedrich Ludwig Herzog von Oldenburg.

1797 – 1849

1797 arbeitet die Loge

im Hause Hesse, Lange Straße 37. 1801 löst sich die Loge „Zum Goldenen Hirsch“ von der Großen Landesloge und arbeitet jetzt nach Schröderschem Ritual unter der Großen Loge von Hamburg. 1805 ist die Loge in der Kleinen Kirchenstraße 8 im Haus de Cousser beheimatet.

1810 – 1813 ist das Herzogtum Oldenburg französisch. Es arbeiten französische Offiziere in der Loge, weswegen die Logenarbeiten auch auf Französisch erfolgen. Die Loge hat zu dieser Zeit 74 Mitglieder.

1815 bis 1818 hat die Loge ihr Domizil nacheinander in den Häusern Markt 5, Achternstraße 19 (Haus Hegeler) und wiederum Kleine Kirchenstraße 8. 1829 wird Paul Friedrich August Großherzog von Oldenburg. VoklKirchenstrasse8an 1839 bis 1842 ruht die Arbeit in der Loge. 1842 wird der Oberkammerherr Carl Jacob Alexander von Rennenkampf Meister der Loge, er nimmt dieses Amt bis 1849 wahr. Mitglied der Loge ist auch Theodor Merzdorf, der ab 1842 in Oldenburg ansässig ist. Er nimmt u.a. das Amt des Leiters der Bibliothek in Oldenburg in dieser Zeit wahr.

Deutsche Revolution von 1848/49, auch Märzrevolution – Revolutionäres Geschehen in der Zeit von März 1848 bis in den Sommer 1849 im Deutschen Bund.

1852 – 1910

1852 kann das 100-jährige Bestehen

der Loge gefeiert werden, Merzdorf schreibt die „Geschichte der Freimaurerlogen im Herzogthume Oldenburg“. Inzwischen hat die Loge in den Häusern Haarenstraße 15 (Haus Droste, 1842) und Kasinoplatz 3 (Zivilkasino) gearbeitet.

1853 Nikolaus Friedrich Peter wird Großherzog von Oldenburg.

1870-1871 Krieg zwischen Deutschland und Frankreich.

zivilkasino_k
Zivilkasino

Die Loge arbeitet in dieser Zeit im Hause Poststraße 5 und im Zivilkasino. In 1882 hat die Loge 103 Mitglieder.

Im Jahre 1894 wird ein erstes eigenes Logenhaus (Huntestr. 15) erworben. Es gab Planungen, dieses Haus nach freimaurerischen Belangen umfangreich umzubauen. Das Projekt wird jedoch aus Kostengründen nicht verwirklicht, es kommt zu geringfügigen Umbauten, um eine funktionale Aufteilung und eine Vergrößerung einzelner Räume zu erreichen. Im Jahr 1903 wird das Gebäude wieder veräußert. Im Jahre 1910 wird schließlich das Haus Theaterwall 36 als eigenes Logenhaus erworben.

1914 – 1945

1914 – 1918 Erster Weltkrieg

theaterwallk
Logenhaus Theaterwall

1917 wird in der Loge der Beschluss gefasst, zur Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland zurückzukehren. 1927 hat die Loge 165 Mitglieder. Es erscheint die Festschrift „Schwarze und weiße Dreiecke“ (Br. Popp) zur 175-Jahr-Feier.

1935 Auflösung der Loge unter dem Druck der widrigen politischen Verhältnisse. Für die Freimaurer in Deutschland beginnt die „Dunkle Zeit“. Sie dauert bis 1947.

1939 -1945 Zweiter Weltkrieg

In der dunklen Zeit benutzten Freimaurerbrüder das vergissmn2gVergissmeinnicht bis 1945 als geheimes Zeichen der Zugehörigkeit zur Bruderschaft.

1948 – heute

Nach der dunklen Zeit geht es weiter!

1948 Wiederherstellung der Rechtsfähigkeit der Loge, 1952 Rückkauf des Logenhauses Theaterwall, im selben Jahre die 200-Jahr-Feier mit Festschrift von Br. Stukenberg.

1970 Verkauf des Hauses Theaterwall 34. 1971 Bau und Bezug des neuen Logenhauses Scheideweg 124. 1977 Kl. Festschrift zur 225-Jahr-Feier von Br. Steinhoff, Aufführung der Oper „Die Zauberflöte“ von Br.W.A. Mozart im Oldenburgischen Staatstheater.

1990 Vereinigung der beiden deutschen Staaten. In Oldenburg läuft Ausstellung_Loge1990die Ausstellung „Freimaurer in Oldenburg“ im Stadtmuseum Oldenburg.
Bemerkenswert am Rande ist, dass die Universität Oldenburg 1991 nach langen politischen Auseinandersetzungen in die Lage versetzt wird, sich nach Carl von Ossietzky zu benennen, der Freimaurer war.

2002 wird die 250-Jahr-Feier der Loge „Zum Goldenen Hirsch“ begangen. Es erscheint das Buch „250 Jahre Freimaurer in Oldenburg 1752 – 2002″, Abbildung unten auf dieser Seite. Ein illustrer Kreis von Brüdern hat an der Schrift mitgearbeitet. 250jahreZu dem

            Thema wird 2003 eine Ausstellung in der Landesbibliothek Oldenburg gezeigt.

Im Jahr 2015 hat die Loge 86 Mitglieder.

triptychon_k